Das Netz spannt sich im Sprung

Einer meiner ersten Vorträge resultierte aus einem Zufall heraus. Ich hatte schon immer großen Spaß daran, Wissen an andere Menschen weiterzugeben. Also beschlossen mein Freund Christian und ich ein Unternehmen zu gründen, um andere Unternehmen zu beraten und zu coachen. Natürlich kannte uns niemand und wir mussten zu allererst eine Strategie entwickeln, wie wir auf uns aufmerksam machen konnten. Über einen gemeinsamen Bekannten fiel uns eine Fachzeitschrift aus der Holzbranche in die Hände. Auf der letzten Seite der Zeitschrift waren die Kontaktdaten des Verlages abgedruckt und Christian hatte die Idee einen Artikel dort zu veröffentlichen. Also schrieben wir den Verlag an und fragten, ob Interesse an einer mehrteiligen Artikelserie zum Thema Verkauf besteht. Wenige Tage später erhielten wir eine Antwort, dass man sich gern einmal telefonisch mit uns austauschen würde.

Kurze Zeit darauf wurde die erste Folge unserer Serie abgedruckt. Wir hatten es tatsächlich geschafft. Auch wenn es nur ein kleiner Artikel in einer kleinen Zeitschrift war, so fühlte es sich für uns an, als kenne uns nun die ganze Welt. In unserer Naivität glaubten wir, dass das Telefon nun nicht mehr stillsteht und jeder unsere Dienstleistung haben möchte. Auf unsere Euphorie folgte jedoch die Ernüchterung. Niemand meldete sich auf unseren Artikel.

Wir hatten die Serie schon fast wieder vergessen, als plötzlich ein Unternehmen aus Nürnberg mit uns Kontakt aufnahm. Man hatte tatsächlich unsere Artikel gelesen und interessierte sich für unser Thema. Entgegen unserer Ausrichtung sollten wir jedoch keine Mitarbeiterschulung durchführen, sondern bei einer Firmenveranstaltung einen Vortrag halten. Wir hatten beide noch nie einen Vortrag vor mehr als 10 Zuhörern gehalten, aber aus der Not wurde eine Notwendigkeit. Also sagten wir dem Unternehmen zu. Da Christian der Denker ist und ich der Redner bin, war schnell klar, dass ich den Vortrag halten muss. Die Vorbereitungszeit war relativ kurz. Also stellte ich einfach ein paar Powerpoint-Folien zusammen und beschloss den Rest zu improvisieren. Gemäß dem Motto: Das Netz spannt sich im Sprung.

Ich habe damals gelernt, dass Mut oftmals wichtiger als Wissen ist. Selten können wir uns perfekt auf eine Herausforderung vorbereiten, da wir nicht wissen, was uns erwartet. Viele Wege ergeben sich beim Tun. Wir müssen uns nur trauen die Herausforderungen anzunehmen und bereit zur Spontanität sein. Wenn wir etwas wagen, besteht die Chance zu lernen und neue Ziele zu erreichen. Es lohnt sich also den ersten Schritt zu machen und alles Weitere auf sich zukommen zu lassen. Das Ergebnis wird der Grundstein für weitere Schritte sein.