Mein Berlin-Marathon

Vor ziemlich genau einem Jahr hatte ich einen der begehrten Startplätze für den Berlin-Marathon ergattert. Man bewirbt sich um einen Startplatz und mit etwas Glück bekommt man ihn zugeteilt. Schnell war jedoch klar, dass der Lauf aufgrund der Corona-Pandemie nicht stattfinden kann. Die Organisatoren gestatteten daraufhin, dass man den Startplatz auf 2021 übertragen konnte. Natürlich habe ich das Angebot dankend angenommen. Schließlich musste ich so nicht erneut auf das Bewerbungs-Losverfahren hoffen.

Heute findet nun der Berlin-Marathon 2021 statt – allerdings ohne mich.
Im August zeichnete sich ab, dass es auch in diesem Jahr eher kompliziert werden würde eine solch große Laufveranstaltung durchzuführen. Andere große Läufe, wie der Köln- und der Frankfurt-Marathon wurden bereits frühzeitig abgesagt. Berlin hielt zwar an der Umsetzung fest, aber es wurden bereits einige Einschränkungen verkündet. Diese Tatsache veranlasste mich dazu, Mitte August zu entscheiden, meinen Startplatz erneut um ein Jahr zu verschieben. Wenn ich schon 42km durch Berlin laufe, dann möchte ich es auch mit dem vollen Programm genießen.

Als mein Umfeld davon erfuhr, konnten einige meine Entscheidung nicht nachvollziehen. Sie meinten, dass ich schließlich doch Monate darauf hintrainiert hätte und dann das ganze Training ja umsonst gewesen wäre. Genau hier liegt der Denkfehler.

Natürlich habe ich über Monate viel Zeit und Schweiß in die Vorbereitung investiert. Aber das einzige, was sich nun geändert hat ist, dass die letzte Einheit wegfällt. Alle anderen Trainingseinheiten bis zum heutigen Tag waren deshalb jedoch nicht umsonst. Ich habe meine Ausdauerleistung enorm verbessert, bin in der Lage einen Marathon zu laufen und haben meinen Körper insgesamt in einen sehr guten Fitnesszustand gebracht.

In meiner Welt habe ich über die letzten Monate viel gewonnen, aber nichts verloren. Der Marathon ist lediglich der Schlusslauf einer langen Laufserie. Natürlich ist es schön, mit 50.000 anderen Läufern durch eine Stadt wie Berlin zu laufen. Aber den eigentlichen Nutzen des Projektes erfährt man auf dem Weg dorthin. Wir Menschen sind immer am Erlebnis orientiert, nicht am Ergebnis.

Ich bin stolz und froh, dass ich den Trainingsplan absolviert habe und nun auf einem guten Niveau in den Herbst hineinlaufe. Und im September 2022 sehen wir uns dann in Berlin.