Ruhe für unser Gehirn

Lange hat die Wissenschaft geglaubt, dass unser Gehirn nur arbeitet, wenn es mit einer konkreten Aufgabe beschäftigt ist. Sobald eine Aufgabe erledigt ist oder wir sie unterbrechen, schaltet es ab und ist inaktiv.

Zunächst klingt diese Vorstellung logisch. Schließlich spüren wir alle, dass wir sobald wir eine anstrengende Tätigkeit beendet haben, sofort in einen Zustand der Erleichterung verfallen. Wenn wir unsere Denkleistung jedoch mal genauer betrachten und darauf achten, wann wir die besten Ideen und Einfälle haben, so stellen wir fest, dass diese oftmals außerhalb einer konkreten Beschäftigung auftreten. Oftmals kommen unsere Geistesblitze sogar in absoluten Ruhe- und Entspannungsphasen, in Situationen, in denen wir überhaupt nicht damit rechnen, bzw. in diesem Moment keinen Zusammenhang zu der aktuellen Tätigkeit sehen. Wenn wir jedoch in solchen Momenten keiner anspruchsvollen Aufgabe nachgehen, stellt sich die Frage, warum unser angeblich inaktives Gehirn trotzdem Ergebnisse produziert. Teilweise sind es sogar Ergebnisse, auf die wir vielleicht schon länger gewartet haben.

Uns allen kommt folgende Situation bekannt vor: Wir sitzen an unserem Schreibtisch und sind konzentriert mit einer Aufgabe beschäftigt. Wir kommen gut voran, jedoch an einem gewissen Punkt bleiben wir hängen und uns fällt die Lösung des Problems einfach nicht ein. Wir zerbrechen uns eine Zeit lang den Kopf darüber und versuchen verschiedene Ansätze, um das Problem zu lösen. Letztlich geben wir unsere Tätigkeit erschöpft auf und verlassen den Schreibtisch. Einige Stunden später machen wir die abendliche Spazierrunde mit unserm Hund und plötzlich fällt uns, wie aus heiterem Himmel die Lösung unseres Problems ein. An völlig anderem Ort, zu einer völlig anderen Zeit und ohne in diesem Moment an die Schreibtischaufgabe gedacht zu haben.

Obwohl wir in diesem Moment nicht am Schreibtisch sitzen und über dem Problem grübeln, muss unser Gehirn also in irgendeiner Form aktiv sein.

Die Lösung dieses Phänomens ist, wie so oft, in unserm Unterbewusstsein zu finden. Während unser Bewusstsein unsere aktiven Handlungen steuert, zeichnet unser Gehirn im Unterbewusstsein all unsere Tätigkeiten und Eindrücke auf und speichert sie ab. Wir können uns unser Unterbewusstsein wie eine große Festplatte vorstellen, die im Hintergrund arbeitet und auf der Unmengen Daten gesichert werden. Diese Daten werden jedoch zunächst nur dort abgelegt und noch nicht verarbeitet. Erst, wenn unsere aktiven Handlungen Pause haben, hat unser Unterbewusstsein die Gelegenheit sich zu Wort zu melden. Das ist dann der Moment, in dem die Daten hervorgeholt und fertig bearbeitet werden. Die Lösung des Problems haben wir somit schon während unserer Tätigkeit gesehen. Sie ist jedoch noch nicht in unser Bewusstsein vorgedrungen und wurde durch unser aktives Handeln unterdrückt. Beim eintönigen, monotonen Spaziergang mit unserm Hund hatte unser Gehirn jedoch Ruhe und Zeit die lösenden Informationen aus dem Speicher zu holen und uns den Geistesblitz zu verschaffen.

Wenn wir also an einer Aufgabe nicht weiterkommen, empfiehlt es sich nicht unbedingt härter und länger zu arbeiten, sondern lieber eine Pause zu machen und sich einer entspannenden, monotonen Tätigkeit zu widmen, damit unser Gehirn ein wenig zur Ruhe kommt. Je monotoner und entspannender das Umfeld und die Tätigkeit sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass die zielführenden Gedanken aus dem Unterbewusstsein in den Fokus rücken.