Unser Entscheidungsmuskel
Warst du schon einmal zum Abendessen in einem Restaurant, hast minutenlang die Speisekarte studiert und dich dann am Ende doch für dein Standardgericht entschieden? Wenn dir diese Situation bekannt vorkommt, kann ich dich beruhigen. Es geht den meisten Menschen so wie dir. Das Problem mit der Speisekarte entsteht nicht in diesem Moment beim Abendessen, sondern während des gesamten Tages.
Wir treffen jeden Tag hunderte Entscheidungen. Es beginnt damit, dass wir nach dem Aufstehen überlegen, welche Kleidung für den Tag die Richtige ist. Anschließend entscheiden wir über unser Frühstück und dann vielleicht, welchen Weg wir zur Arbeit nehmen. So folgt eine Entscheidung auf die andere und unser Entscheidungsmuskel wird im Laufe des Tages immer müder. Das Resultat ist, dass wir am Abend keine Energie mehr für unser Entscheidung über das Abendessen übrig haben und somit die einfachste Wahl treffen.
Bei der Wahl des Abendessens ist diese Müdigkeit problemlos zu verzeihen.
Wenn wir es jedoch auf unsere beruflichen Herausforderungen übertragen, so ergeben sich schnell einige Nachteile dadurch.
Im beruflichen Kontext gilt dasselbe. Je mehr Entscheidungen wir für kleine, unwichtige Dinge aufbringen müssen, desto schwerer fällt es uns große Entscheidungen zu treffen, weil unser Gehirn sein Entscheidungspotenzial schon stark strapaziert hat. Wissenschaftliche Tests haben bewiesen, dass Personen, die eine Auswahl bestimmter belangloser Alltagsgegenstände (T-Shirt, Essen, Duftnote des Deos) treffen mussten, bei anschließenden Messungen der Körperkraft, des Durchhaltewillens oder problemlösenden Denkens schlechter abschnitten, als diejenigen, die nur eine Option zur Auswahl erhielten. Somit lässt sich festhalten, dass selbst bei einfachen Dingen das Treffen von Entscheidungen erschöpfende Wirkung hat.
Es gilt also unseren Energievorrat für Dinge zu verwenden, die wirklich wichtig sind und allen unwichtigen Tätigkeiten eine Routine zu geben. Wenn wir unsere täglichen Abläufe routiniert standardisieren, schonen wir damit unseren Entscheidungsmuskel und sparen eine Menge an Energie. Jetzt weißt du auch, warum ein Mark Zuckerberg immer in demselben grauen T-Shirt zu sehen ist oder Steve Jobs immer einen schwarzen Rollkragenpullover trug. Erfolgreiche Menschen sind unter anderem deshalb erfolgreich, weil sie die Anzahl belangloser Entscheidungen reduzieren und stattdessen Routinen ein einführen, um ihre Energie einzig den wichtigen Tätigkeiten zu widmen.